Bundesratswahl 2017 in der Schweiz
VISION
(Veröffentlichung in der Zeitschrift SPUREN am 12. Juli, 2017)
SPUREN: Wir haben uns im Rahmen deiner prognostischen Betrachtungen auch schon mit der Schweiz beschäftigt. Im Vergleich mit den grossen internationalen Entwicklungen gab es über das stabile Alpenland nicht viel zu berichten, ausser dass es in etwa so weitergeht wie gehabt. Nun kommt in der Schweiz doch etwas in Bewegung: Der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter kündigte Mitte Juni an, er werde auf Ende Oktober 2017 von seinem Amt zurücktreten. Das kam für alle überraschend, selbst seine liberalen Parteifreunde traf es unvorbereitet. Burkhalter selber nannte persönliche Gründe, und gab an, sich die Sache reiflich überlegt zu haben. Seinen Entscheid habe er nach knapp acht Amtsjahren übers Wochenende gefällt. Was gibt es dazu aus deiner Sicht zu sagen?
Martin Zoller: Ich lebe in Südamerika und musste mich erst in die Nachrichten einlesen. Dazu fiel mir auf, dass doch einige internationale englischsprachige Medien den angekündigten Rücktritt des Schweizer Aussenministers vermeldet haben. Das halte ich für bemerkenswert.
Er hat seinen Rücktritt hauptsächlich aus privaten Gründen beschlossen. Ich sehe nicht, dass er aus dem politischen Amt raus will, weil ihm ein unwiderstehliches Angebot aus der Privatwirtschaft vorläge. Ich sehe aber nicht, dass er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurückziehen will. In Zukunft sehe ich ihn eher in Verbindung mit einer nichtstaatlichen wohltätigen Organisation auf internationaler Ebene aktiv werden. Dabei wird er stark von einer Frau unterstützt werden.
Das lässt an seine Frau Friedrun Sabine Burkhalter denken, die seit Anfang Jahr tätig ist als Botschafterin des Schweizerischen Roten Kreuzes.
Ich spüre nicht, dass die erwähnte Anregung oder Vermittlung von seiner Frau kommen wird.
Der Klassiker für die Fortführung einer derart gelagerten Karriere wäre nach dem Aussenministerium ein hohes Amt bei der UNO.
Das könnte passen. Ich sehe aber nicht, dass es Didier Burkhalter um einen Aufstieg geht, sondern eher um den Wechsel in ein gemeinnütziges Engagement im Sinne einer persönlichen Erfüllung.
Und kaum war die Ankündigung draussen, begann sich das Kandidatenkarussell für die Nachfolge zu drehen. Die Parteizugehörigkeit scheint unbestritten, auch dass die Nachfolgerin oder der Nachfolger aus der lateinischen Schweiz kommen soll, gilt als Konsens. Wie siehst du das?
Jemand, der heute als starker Kandidat dasteht, wird im Verlaufe des Rennens ausgebootet werden. Als Kronfavorit erscheint mir ein männlicher Kandidat, nicht eine Kandidatin. Er kommt aus der FDP, entstammt einem eher unabhängigen Umfeld, jemand, der stark seinen eigenen Weg geht. Sein berufliches Feld ist die Rechtsprechung. Als extremer Machtmensch verfügt er bereits über Erfahrung im Umgang mit Recht und Macht; entsprechend gut wird er sich in die vorhandene Machtstruktur einpassen. Er fühlt sich für mich nicht wie ein Deutschschweizer an.
Das scheint gesetzt. Stellt sich die Frage, ob, wie gefordert und vielenorts erwartet, bei der nächsten Bundesratswahl endlich wieder mal der Kanton Tessin zum Zuge kommt.
Da bin ich nicht hunderprozentig sicher, aber der künftige Bundesrat fühlt sich für mich eher frankofon an, also ein Romand.
Das würde heissen, der heute noch als Favorit gehandelte Tessiner Ignazio Cassis wird ausgebootet. Und deine Beschreibung des Gewinners deutet darauf hin, dass der Genfer Anwalt und Nationalrat Christian Lüscher das Rennen macht. Bei der Wahl Burkhalters 2009 war Lüscher noch als Zweitplatzierter auf der Strecke geblieben.
Um konkrete Namen habe ich mich bei meiner Betrachtung nicht gekümmert. Das tue ich absichtlich nicht. Wenn ich über die einzelnen Aspekte und Kandidaten zu viel lese, so würde mich das unnötig beeinflussen, und das will ich nicht.
AUSGANG
Gewählt wurde im zweiten Wahlgang Ignazio Cassis (FDP) aus dem Kanton Tessin:
- Jemand, der heute als starker Kandidat dasteht, wird im Verlaufe des Rennens ausgebootet werden.
WER KÖNNTE DIES GEWESEN SEIN?
- Als Kronfavorit erscheint mir ein männlicher Kandidat, nicht eine Kandidatin.
STIMMT
- Er kommt aus der FDP, entstammt einem eher unabhängigen Umfeld, jemand, der stark seinen eigenen Weg geht.
CASSIS HAT EINE STARKE PERSÖNLICHKEIT UND GEHT STARK SEINEN EIGENEN WEG (BEISPIEL LEGALISIERUNG VON KOKAIN)
- Sein berufliches Feld ist die Rechtsprechung.
STIMMT NICHT, CASSIS IST ARZT.
- Als extremer Machtmensch verfügt er bereits über Erfahrung im Umgang mit Recht und Macht; entsprechend gut wird er sich in die vorhandene Machtstruktur einpassen.
MACHTMENSCH IST ER. ERFAHRUNG MIT MACHT HAT ER.
- Er fühlt sich für mich nicht wie ein Deutschschweizer an.
STIMMT
- Da bin ich nicht hunderprozentig sicher, aber der künftige Bundesrat fühlt sich für mich eher frankofon an, also ein Romand.
STIMMT NICHT, ER IST AUS DEM TESSIN.
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